Seine Inspiration für den Abend „Verwandlungen“ fand Markowitz en in einem vor über 2.000 Jahren verfassten Werk: den „Metamorphosen Libri“ des antiken römischen Dichters Ovid. Dessen in 12.000 Versen erzählten Geschichten von Göttern und Menschen, die begehren, lieben und leiden und deren Gestalt und Wesen sich immer wieder verwandeln, formen ein sagenhaftes Kaleidoskop emotionaler und seelischer Erfahrungswelten, die Markowitz mit zeitgemäßen performativen Mitteln in die Gegenwart übersetzt. So folgt Markowitz in seiner Neuinterpretation des geheimnisvollen, am 25. Juni 1910 von den legendären Ballets Russes in Paris uraufgeführten Klassikers „Der Feuervogel“ zunächst der linearen Handlung und den Intentionen des ursprünglich von Michail Fokine choreographierten Werkes. Sowohl der Tanz im Spitzenschuh als auch das Figurentableau aus dem göttlich anmutenden Zauberwesen des Feuervogels, des unheimlichen, hochproblematischen Magiers, eines verliebten Jünglings und einer jungen Frau und die prägende Örtlichkeit eines Zaubergarten mit Wunschbaum bleiben erhalten. Sie werden aber mit Markowitz´ typischem zeitgenössischem, raumgreifendem Bewegungsvokabular kurzgeschlossen. In seiner Erscheinungsweise ist das Ballett so voller Menschlichkeit und Expressivität und umhüllt von zeitloser Klarheit.
Den zweiten Teil des Abends bildet „Metamorphosen“. 12 Tänzerinnen und Tänzer lassen um eine moderne, aus der Hochwelt der Industrie kommende Zeus-Figur herum ein hochdynamisches Bewegungstableau entstehen, das elektrisiert. Die Götter von damals werden als Götter von heute abstrahiert; der Zaubergarten des Märchens weicht einer Arena des Leidens, der psychisch-emotionalen Verausgabung. Die Tanzjournalistin Susanne Roth schrieb hierzu im Magazin „Tanznetz“: „Leidenschaft, Gier, Macht, Hingabe, Liebe, Kummer, Abscheu, Hass, Zärtlichkeit und am Ende ein Schrei aus vielerlei Mündern. Einer, bei dem der ganze Körper ein einziger verzweifelter Schrei ist. Den muss man nicht hören, die Wucht kommt auch so beim Publikum an. (...) Mit diesem Paukenschlag am Ende eines emotionsgeladenen Abends wird der Besucher dieser Uraufführung dann zurück gelassen. (...) Alles ist möglich. Und im Tanz erst recht. Dafür ist die mutige Inszenierung von „Verwandlungen“ ein Beispiel. Der lang anhaltende Applaus spricht für sich. Er ist verdient.“
Das zeitgemäße, mediale Video-Bühnenbild kreierte der Stuttgarter Medienkünstler Philipp Contag-Lada. Das Kostümbild für den gesamten Abend entwarf Marco Falcioni, Chefdesigner bei HUGO BOSS in Metzingen. Das fotografische Erscheinungsbild entwarf der mehrfach ausgezeichnete, international gefragte Modefotograf Andrea D´Aquino.
Inszenierung und Choreografie – Guido Markowitz | Bühne und Videodesign – Philipp Contag-Lada | Kostüme – Marco Falcioni | Choreographische Assistenz – Damian Gmür |
Dramaturgie – Peter Oppermann, Alexandra Karabelas
Junge Besucher: Schüler, Auszubildende, Studierende, Bundesfreiwilligendienst erhalten Karten zum Preis von 8 Euro im Vorverkauf in den Kategorien B, C, D; an der Abendkasse für alle Plätze nach Verfügbarkeit.
Spieldauer: 120 Minuten